Rückmigration bei Mehrwegverpackungen

Forschungstitel:
Sorption und Rückmigration von organischen Substanzen bei Mehrwegverpackungen aus Polyolefinen: Quantifizierung und Risikobetrachtung

Arbeitsgruppe: Konformität von Lebensmittelverpackungen

Forschungsstelle und wissenschaftliche Betreuung:

  1. Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV Freising, Dr. Carolin Hartmann

Finanzierung: IVLV e. V.
Laufzeit: 2024

Die europäische Kommission hat mit der aktuellen Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle und der künftigen Revision der Verpackungsrichtlinie (Packaging and Packaging Waste Directive, PPWD) das Ziel gesetzt, Verpackungsabfälle und ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren bzw. vermeiden und somit ein hohes Umweltschutzniveau sicherzustellen. Neben der Vermeidung und das Recycling von Verpackungen, sollen durch explizite Zielvorgaben die Wiederverwendung und Wiederbefüllung von Verpackungen bzw. Artikeln (Re-use / Mehrfachanwendungen) ermöglicht werden. Ein weiterer Treiber zur Verringerung von Einweg-Lebensmittelverpackungen ist die seit dem 01.01.2023 in Deutschland geltende Angebotspflicht von Mehrwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Sofortverzehr vor Ort oder für Mitnahmegerichte (To-Go-Bereich). Lebensmittelanbieter sind verpflichtet alternativ zu Einwegkunststoffverpackungen oder Einweggetränkebechern auch Mehrwegbehältnisse oder Artikel und Verpackungen für den Mehrfachgebrauch anzubieten.

Trotz der angestrebten ökologischen Vorteile bergen Mehrwegverpackungen auch Sicherheitsbedenken. Mehrwegverpackungen, die für den direkten Lebensmittelkontakt bestimmt sind, können Stoffe aus dem Füllgut aufnehmen (Sorption). Diese Substanzen können bei erneuter Nutzung wieder auf das nächste Füllgut übergehen (Rückmigration) und dessen Qualität und Sicherheit beeinflussen. Zu den häufigsten Verunreinigungen in Kunststoffverpackungen gehören absorbierte Aromastoffe und färbende Lebensmittelbestandteile aus früheren Verwendungen. Auch das Risiko einer Kreuzkontamination mit gesundheitlich bedenklichen Stoffen, insbesondere die missbräuchliche Nutzung von z.B. Schwermetallen und Haushaltschemikalien wie Detergenzien und Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln, Lacken und Farben, kann nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko einer missbräuchlichen Nutzung ist für Mehrwegverpackungen erhöht, wenn diese nicht vor Ort verwendet werden (Rückgabe-Systeme).

Jedoch müssen auch Mehrwegverpackungen den allgemeinen rechtlichen Anforderungen gemäß Art. 3 der europäischen Rahmenverordnung (EG) Nr. 1935/2004 – einschließlich guter Herstellungspraktiken – erfüllen. Es muss sichergestellt sein, dass diese nicht die Gesundheit des Menschen gefährden, keine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel hervorrufen und die organoleptischen Eigenschaften der Lebensmittel nicht beeinträchtigen. Das hier vorgeschlagene Forschungsvorhaben behandelt die Risikobetrachtung von wieder verwendbaren Verpackungen bzw. Artikeln für den Mehrfachgebrauch (Re-use / Mehrfachanwendungen).

Der Fokus dieses Forschungsvorhaben liegt bei polyolefin-basierten Verpackungen und Artikeln, die als Mehrwegverpackung in den Verkehr gebracht werden soll. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen für polyolefin-basierte Mehrwegverpackungen keine belastbaren Daten zur Sorption und Rückmigration unerwünschter Substanzen vor, die vor allem durch die missbräuchliche Anwendung dieser Gegenstände durch den Verbraucher eingebracht werden können. Die geplante Literaturrecherche und die exemplarischen Sorptions-/Rückmigrations-Analysen sollen daher als erste solide Datenbasis eine Entscheidungsgrundlage bieten, ob solche Anwendungen im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes sicher und konform sind bzw. eine Risikoabschätzung erlauben.


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