Forschungstitel:
Entwicklung einer Teststrategie zur umfassenden Sicherheitsbewertung von Kunststoffrezyklaten
Arbeitsgruppe: Konformität von Lebensmittelverpackungen
Forschungsstelle und wissenschaftliche Betreuung:
IGF-Vorhaben: 258 EN
Finanzierung: BMWi
Laufzeit: 2020 – 2021
Gemäß der europäischen Kreislaufwirtschaftsstrategie müssen bis zum Jahr 2030 Kunststoffverpackungen wiederverwendbar sein. Daher steht die Verpackungsindustrie unter einem immensen Entwicklungsdruck, Lösungen für recycelbare Lebensmittelverpackungen anzubieten. Gleichzeitig bestehen jedoch erhebliche Sicherheitsbedenken in Bezug auf recycelte Kunststoffe in direktem Kontakt mit Lebensmitteln. Möglicherweise kann aus recycelten Polymeren eine Vielzahl unterschiedlicher Substanzen in geringen Konzentrationen herausgelöst werden, die auch mit den neuesten analytischen Methoden nicht nachweisbar sind. Im schlimmsten Fall handelt es sich dabei um DNA-reaktive Karzinogene. Basierend auf dieser Annahme hat die EFSA sehr niedrige Migrationsgrenzwerte für recycelte Polymere abgeleitet, was eine Verwendung von recycelten Materialien aus post-consumer-Abfällen für Polyolefine oder für Polystyrol – die am häufigsten verwendeten Kunststoffverpackungsmaterialien – momentan unmöglich macht.
Wenn jedoch Karzinogene oder andere kritische Stoffgruppen in den post-consumer Materialien ausgeschlossen werden könnten, würde sich die Grenzwerte für die maximale zulässige Migration um den Faktor 600 erhöhen. Dies wäre ein enormer Durchbruch für das Recycling von Lebensmittelverpackungen und würde neue Möglichkeiten für den Einsatz von Recyclaten in Lebensmittelverpackungen ermöglichen. Ein Ansatz diese Stoffgruppen auszuschließen ist die Verwendung von In-vitro-Bioassays in Kombination mit chemischen Analysen. Jedoch wurde die Beprobung von Bioassays für die Analyse von Reinsubstanzen entwickelt und ist für den Nachweis von Spurenverunreinigungen in komplexen Polymerextrakten noch nicht optimiert und validiert.
Die Ziele des Projekts sind daher klar gesteckt: Die Entwicklung und Validierung einer Teststrategie für Karzinogene in recycelten Kunststoffen und die Analyse ausgewählter verpackungsrelevanter Recyclingmaterialien (PE, PP, PET, PS) durch In-vitro-Bioassays und chemische Methoden (GC, HPLC, MS) um die risikofreie Verwendung von recycelten Verpackungsmaterialien zu garantieren.
Das IGF-Vorhaben „PolyCycle“ läuft als transnationales Vorhaben der Gemeinschaftsforschung in der AiF-Fördervariante CORNET. Das Projektkonsortium besteht weiter aus der Forschungsvereinigung ecoplus Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH und den Forschungsstellen Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und FH Campus Wien.
Das hier vorgestellte IGF-Vorhaben wird im Rahmen des Programms „Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF)“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.